An dieser Stelle teilen wir die Pressemitteilung zweier befreundeter Aktivistinnen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Containern, das Verwerten von weggeworfenen Lebensmitteln, erfreut sich unter Jung und Alt großer Beliebtheit. Jedoch wird das Containern nach wie vor immer wieder rechtlich verfolgt. Dies müssen wir, Caro (27) und Franzi (25), jetzt am eigenen Leib erfahren.
Uns wird vorgeworfen, weggeworfene Lebensmittel aus dem Müll eines Supermarktes „gestohlen“ zu haben. Mit dem Vorwurf des „besonders schweren Fall des Diebstahls“, § 243 StGB findet am Montag, den 08.10.2018 am Amtsgericht Fürstenfeldbruck die Hauptverhandlung gegen uns statt.
In diesem Zuge wenden wir uns an die Öffentlichkeit, um auf die Lebensmittelverschwendung und die moralisch bedenkliche Gesetzeslage in Deutschland aufmerksam zu machen und weiter zu sensibilisieren.
Wir sind zwei Studentinnen aus der Kleinstadt Olching, dem Münchener Umland. Uns wird vorgeworfen in der Nacht vom 4. Juni Lebensmittel aus dem Mülleimer eines Supermarktes „entwendet“ zu haben. Gegen uns wurde ein Ermittlungsverfahren wegen „eines besonders schweren Fall des Diebstahls“, § 243 StGB eingeleitet. Die Polizei geht davon aus, dass die Lebensmittel, die weggeschmissen wurden, einen Wert von 100 EUR (dem Verkaufswert) hatten und wir diesen Wert gestohlen haben. Die Staatsanwaltschaft hat einen Strafantrag gegen uns beantragt. Demnach sind wir des „besonders schweren Fall des Diebstahls“ schuldig und sollen t 40 Tagessätze a 30€, also 1200€ pro Person und insgesamt 2400 EUR dafür bezahlen, dass wir weggeworfene Lebensmittel an uns genommen haben sollen.
Unserer Meinung nach ist diese Einschätzung nicht haltbar, denn die Lebensmittel wurden zur Entsorgung freigegeben und sind allerhöchstens noch ihrem Brennwert nach zu beurteilen.
Wir haben uns dazu entschieden, Einspruch gegen den Strafbefehl einzulegen und uns die Anklage der Staatsanwaltschaft am kommenden Montag, den 08.10.2018 am Amtsgericht Fürstenfeldbruck anzuhören.
Wir positionieren uns klar gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und die Kriminalisierung der Lebensmittelrettung: Containern ist kein Verbrechen! Vielmehr sollte hinterfragt werden, dass diese in großen Mengen an Lebensmitteln weggeschmissen werden. Aktuell landen in Deutschland mindestens 18,4 Millionen Tonnen genießbare Lebensmittel pro Jahr in der Tonne (WWF-Studie „Das große Wegschmeißen“, 2015). Mit dieser Ressourcenverschwendung sind wir nicht einverstanden.
Wir fragen uns, ob die Einschätzung der Staatsanwaltschaft gerechtfertigt werden kann, dass ein Fall des „Mülldiebstahls“ im öffentlichen Interesse geahndet wird. Gibt es wirklich diese breite Öffentlichkeit, die hinter einer solchen Auffassung steht? Bisher haben wir nur gegenteilige Einschätzungen in Erfahrung bringen können. Wir bekommen Unterstützung von vielen Seiten. In diesem Sinne wird vor dem Gerichtstermin eine Kundgebung stattfinden. Des Weiteren stehen wir in engem Kontakt zum Aachener Bündnis „Containern ist kein Verbrechen“. Das Bündnis begleitete zwei Angeklagte, die ähnlich wie in unserem Fall wegen Containern beschuldigt wurden. In einer Online-Petition zur Entkriminalisierung des Containerns beteiligten sich im letzten Jahr 127.000 Menschen. Durch Aktionen vor Ort und einer breit geführten Kampagne konnten sie viele Menschen für dieses Thema sensibilisieren. Trotz dieser großen Zustimmung konnte bisher keine Gesetzesänderung durchgesetzt werden. Deswegen möchten wir an diese Bewegung anschließen, um nicht zuletzt einen moralischen und bewussten Umgang mit Lebensmitteln, bzw. Ressourcen allgemein zu bewirken.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie dieses Thema in Ihrer Berichterstattung aufgreifen! Wir laden Sie auch herzlich dazu ein, zum Gerichtsprozess zu kommen. Dieser findet statt am Montag, den 8. Oktober um 14Uhr am Amtsgericht Fürstenfeldbruck (Stadelbergerstraße 5, 82256 FFB), Sitzungssaal 022. Herzlich laden wir Sie dazu ein unseren Prozess auch vor Ort und während der Verhandlung zu begleiten.
Für weitere Fragen stehen wir ihnen gerne zur Verfügung.
Wir sind unter folgender Emailadresse zu erreichen:
olchis-containern_1@riseup.net

Telefonnummern: 015204009041 oder 017697858071

In unserem Blog stehen in Zukunft alle weiteren Informationen zur Verfügung:
http://olchiscontainern1.blogsport.de/

Zur weiteren Recherche, der Blog vom Aachener Bündnis „Containern ist kein Verbrechen“:
http://242.blogsport.de/

Franzi & Caro